Phosphatrückgang im Neckar
Bessere Wasserqualität reduziert Sauerstoffmangel im Neckar
Karlsruhe. Der Neckar ist für Sauerstoffmangel anfälliger als andere Flüsse in Baden-Württemberg. Im Sommerhalbjahr kann das Zusammenspiel von Hitze, Trockenheit, Starkregen, Phosphat und Algenwachstum den Sauerstoffgehalt im Wasser auf ein für Fische und Muscheln gefährliches Niveau senken. Nach den Starkniederschlägen und Hitzetage im Juni hat die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg nun eine hoffungsvolle Bilanz für die Stabilisierung des Sauerstoffgehaltes im Neckar gezogen:
„Wir hatten im Juni an zwei Tagen verhältnismäßig niedrige Sauerstoffwerte, insbesondere entlang des Streckenabschnittes rund um die Gemeinde Rockenau“, berichtet Uwe Bergdolt, Leiter des Referates Gewässerökologie. Noch vor einigen Jahren hätten die gleichen Wetterverhältnisse zu einem wesentlich gravierenderen und zeitlich länger anhaltenden Sauerstoffmangel in weiten Teilen des gestauten Neckar geführt, so seine Einschätzung. Dieses Mal habe sich der Sauerstoffgehalt nach den Starkregenereignissen erstaunlich schnell erholt.
„Lediglich an einem Tag musste an einem Streckenabschnitt dem Neckar ‚unter die Arme gegriffen‘ werden. Für derart kritische Situationen ist ein Sauerstoffreglement am gestauten Neckar etabliert. Auf Empfehlung der LUBW hat die Neckar AG ein Wehr abgesenkt und durch das überfallende Wasser zusätzlichen Sauerstoff eingetragen“, erläutert Bergdolt. Sogenannte Stützmaßnahmen werden bei Erreichen beziehungsweise Unterschreiten eines Sauerstoffgehaltes von 4,0 Milligramm pro Liter Wasser für zunächst mindestens 24 Stunden durchgeführt.
Phosphatfracht hat sich im Neckar innerhalb von 10 Jahren halbiert
„Es ist den zahlreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des Neckars der vergangenen Jahre zu verdanken, dass sich nach den Extremereignissen im Juni der Sauerstoffgehalt im Neckar überraschend schnell wieder erholen konnte“, betont Bergdolt. Der Eintrag von Phosphat hat sich in den letzten zehn Jahren im Neckar halbiert. Phosphat verstärkt das Algenwachstum, das besonders im Sommer die Sauerstoffmenge im Neckar reduziert. Tagsüber wachsen die Algen und sorgen zunächst sogar für ein Mehr an Sauerstoff. In der Nacht und wenn bei schlechtem Wetter die Sonne ausbleibt, sterben viele Algen wieder ab und werden durch Bakterien zersetzt. Dies zehrt Sauerstoff. In den nächsten Jahren wird im Neckareinzugsgebiet die Phosphorbehandlung in vielen Kläranlagen weiter optimiert, um künftig Belüftungsmaßnahmen möglichst überflüssig zu machen.
Kombination von Hitze und Starkregen belasten Sauerstoffgehalt im Neckar
Ein weiteres Problem für die Sauerstoffversorgung stellen sogenannte Spülstöße dar: In Trockenperioden lagern sich zahlreiche organische Stoffe in den langsam fließenden Abwässern der Kanäle ab. Im Fall eines Starkregenereignisses kann nicht das gesamte Wasseraufkommen mit der hohen Fracht organischer Stoffe zur Kläranlage transportiert werden. Abwasserkanäle sind auf den doppelten Trockenwetterabfluss ausgelegt und Starkregenereignisse führen dazu, dass die üblichen Sicherungsmaßnahmen nicht ausreichend greifen. Während der erste Spülstoß noch im Regenüberlaufbecken gespeichert und später den Kläranlagen zugeführt wird, gelangt bei anhaltenden Starkregen weiteres, mit Regenwasser verdünntes Abwasser über die Beckenüberläufe direkt in die Flüsse. So erreicht nach einer längeren Trockenperiode gefolgt von Starkregen viel organisches Material den Neckar. Dieses wird dann ähnlich wie Algen von Bakterien abgebaut. Der Prozess verbraucht viel Sauerstoff und belastet damit den bereits aufgrund der Hitze geringen Sauerstoffgehalt des Neckars zusätzlich.
„Wir rechnen damit, dass dieses Ereignis in Zukunft in Zusammenhang mit dem voranschreitenden Klimawandel häufiger auftreten wird“, so Bergdolt. „Auch deshalb ist es wichtig, dass das Neckarwasser möglichst wenig belastet ist, um solche Ereignisse unbeschadet zu überstehen.“ In Baden-Württemberg werden deshalb auch Anlagen zur Behandlung von Regenwasser mit Messeinrichtungen ausgestattet, um diese weiter zu optimieren und damit ihre Reinigungsleistung und Rückhaltemöglichkeiten zu verbessern.
Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW)
Autor:Michael Wawro aus Ilvesheim |
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