Aus der Gemeinderatsfraktion
Inselgemeinde: Parallelität der Ereignisse in der „Malteserstadt“ Heitersheim
Anders als andere Bundesländer verfuhr Baden-Württemberg mit der Verleihung von Zusatzbezeichnungen an Städte und Gemeinde lange Zeit restriktiv. Eigentlich wurden nur die Bezeichnungen „Bad“ und „Universitätsstadt“ zugelassen.
Eine Lockerung des Landesrechts Ende 2020 hatte schon im vergangenen Jahr Früchte getragen. Nach 23 Kommunen 2021 verlieh Innenminister Thomas Strobl letzte Woche mit einer feierlichen Übergabe der Genehmigungen 19 weiteren Kommunen solche Bezeichnungen.
Innenminister Strobl freue sich sehr, dass diese Neuregelung bei den baden-württembergischen Gemeinden so großen Anklang findet und sich viele Gemeinden dafür interessieren, örtliche Besonderheiten, geschichtliche Bezüge und Alleinstellungsmerkmale mit einer Zusatzbezeichnung besonders hervorheben zu können, heißt es in einer Pressemitteilung des Innenministeriums.
Oft wird auf die Geschichte der Stadtgründungen Bezug genommen oder auf berühmte Söhne der Gemeinde, wie zum Beispiel auf Götz von Berlichingen. Mehrfach werden aber auch auf die Gemeinde besonders prägende Merkmale abgehoben, wie auf die Triberger Wasserfälle oder die besondere geographische Lage im Dreiländereck.
Interessant ist die Vorgeschichte zum Namenszusatz in Heitersheim im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, dass sich nun offiziell Malteserstadt nennt.
Die Fraktion der Freien Wähler hatte dort in der Gemeinderatssitzung im Januar 2021 den Antrag gestellt, beim Innenministerium zu beantragen, dass der Namen der Stadt Heitersheim um den Namenszusatz „Malteserstadt“ ergänzt wird.
Nach einer kontroversen Diskussion haben dreizehn Gemeinderäte plus Bürgermeister dafür gestimmt und fünf Gemeinderäte dagegen, so dass die notwendige Dreiviertel-Mehrheit zunächst nicht erreicht wurde.
Die Badische Zeitung spricht in der Ausgabe vom 20. September 2022 von einer Posse. Denn zunächst habe der Antrag der Freien Wähler nach einem Selbstläufer ausgesehen. Der Begriff „Malteserstadt“ würde inoffiziell von Vereinen und Stadtverwaltung seit langem genutzt. Heitersheim sei früher der Sitz des Großpriors für Deutschland im Malteserorden gewesen. Das Malteserschloss sei bis heute ein Wahrzeichen der Stadt, zudem gebe es Malteserhalle, Malteserschule und Malteserkreisel, neuerdings sogar einen Maltesertriathlon.
In der Walpurgisnacht hätten Unbekannte mit einem Schilderstreich zudem Tatsachen geschaffen: Sie klebten den Schriftzug „Malteserstadt“ aufs Ortsschild.
Die Abläufe in Heitersbach gleichen also denen in der Inselgemeinde bis aufs Haar.
Mit einem Unterschied: In der „Malteserstadt“ gibt es ein Happy End. Offenbar aufgrund der Bürgerproteste beantragte die Fraktion der Grünen (!) dort, den Antrag auf Zusatzbezeichnung beim Innenministerium nun doch zu stellen. Die Entscheidung im Heitersbacher Gemeinderat fiel nun einstimmig.
Vergangene Woche hat nun der Innenminister den Antrag genehmigt und Heitersbach die offizielle Zusatzbezeichnung „Malteserstadt“ verliehen.
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