Wassermanagement in Ilvesheim

Teil 2: Handlungsoptionen im Bereich der Unterhaltung des Rohrnetzes
Anfang März hatte die SPD-Fraktion zur digitalen Informationsveranstaltung zum Wassermanagement in Ilvesheim eingeladen. In der letzten Ausgabe haben wir bereits ausführlich die Herausforderungen in unserer Gemeinde bei der Unterhaltung des Rohrnetzes dargestellt. Nun möchten wir auf zwei mögliche Handlungsoptionen eingehen und deren Vor- und Nachteile skizzieren.
Eine Möglichkeit, die immer wieder genannt wird, ist der Verkauf des Leitungsnetzes. Ein Weg, der aus organisatorischer Sicht für eine kleine Gemeinde wie Ilvesheim durchaus Sinn machen kann, da fachliche Expertise und Ressourcen bei größeren Versorgungsunternehmen gebündelt sind. Als realistischer Partner käme für Ilvesheim die MVV Energie AG in Frage. Ein börsennotiertes Privatunternehmen mit der Stadt Mannheim als Mehrheitsaktionär. Durch den Verkauf könnte unsere Gemeinde mit den Einnahmen aus der Konzessionsangabe rechnen (rund 120.000 € jährlich, vgl. Nachbargemeinden). In einem Konzessionsvertrag würden dabei auch die Standards zur Unterhaltung des Wassernetzes sowie die Rückkaufbedingungen festgelegt. Der aktuelle Preis für Trinkwasser bliebe wohl fast unverändert, da von einer Eingliederung in das Tarifgebiet der Stadt Mannheim ausgegangen werden kann (Trinkwasserpreis in Mannheim = 2,25 Euro). Zu den großen Vorteilen einer Abgabe des Leitungsnetzes an ein Großunternehmen wie die MVV Energie zählt auch das erweiterte Dienstleistungsangebot für Bürger und Verwaltung: z.B. Notdienst, professionelle Instandhaltungsplanung, digitale Netzkartierung (Strom, Gas, Wasser).
Allerdings sind die Erfahrungen mit solch einem Verkauf kommunaler Infrastruktur bundesweit eher durchwachsen. Dies liegt u.a. an den begrenzten Rückkaufmöglichkeiten, sollte dies zu einem späteren Zeitpunkt gewünscht sein. Dies kann je nach vertraglicher Gestaltung sehr teuer für die Gemeinde werden. Der Gemeinderat kann nach dem Verkauf den Wasserpreis auch nicht mehr selbst bestimmen. Und auch die Einflussmöglichkeiten auf die Instandhaltungsprozesse gehen verloren. Am Ende wäre der Verkauf mit einer Aufgabe eines „Herzstücks“ kommunaler Infrastruktur verbunden, das sollte allen klar sein.
Als zweite Option stellte die SPD-Fraktion die Weiterentwicklung des kommunalen Bauhofs zu einemTechnischen Betriebshof vor. Im Gegensatz zur aktuellen Situation wäre dieser Technische Betrieb gekennzeichnet durch eine eigenverantwortliche qualifizierte Betriebsleitung und die Einstellung eines Wassermeisters bzw. einer Fachkraft, die zentrale Aufgaben im Bereich des Wassermanagements übernehmen kann. Zur Wirtschaftlichkeit des Technischen Betriebshofs werden die Betriebsaufgaben neben dem Wassermanagement u.a. folgende Bestandteile beinhalten: Bauhof, Gebäude- und Straßenmanagement (inkl. Geh- und Fahrradwege) und Unterhaltung Friedhöfe. Durch die eigenverantwortliche und qualifizierte Leitung erhoffen wir uns eine stärkere strategische und wirkungsorientierte Steuerung der Instandhaltungsprozesse sowie deutliche Kostenersparnisse durch Synergieeffekte. Um Budget-Verbesserungen des Technischen Betriebshofes zu erzielen, könnte eine Gewinnerzielung in wirtschaftliche Überlegungen einfließen. Instandhaltung und bessere Planung der Prozesse sollen sich für unsere Gemeinde lohnen. Der Gemeinderat wird bei dieser Lösung auch weiterhin den Wasserpreis bestimmen. Eine Herausforderung sehen wir allerdings darin, qualifiziertes Personal zeitnah zu gewinnen. Und für die Umstrukturierung werden Zeit und finanzielle Ressourcen benötigt.
Im Anschluss an die Vorstellung der Inhalte fand ein offener Austausch mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern und Gemeinderäten der Grünen-Fraktion statt, der sachlich und ausgesprochen lösungsorientiert verlief. Julia Weiss (SPD) - jüngste Gemeinderätin in Ilvesheim – plädierte aus Sicht der jungen Generation, die kritische Versorgungsstruktur nicht in private Hände zu geben. Insgesamt überwog deutlich die Meinung, das Netz nicht zu verkaufen und eine Option zur Verbesserung der Gesamtsituation zu nutzen. Klar ist aber auch, wer den Verkauf des Netzes nicht möchte, muss andere Lösungen zur dringenden Verbesserung mittragen. Ein „Weiter so“ kann es nicht geben!
Mit diesem starken Votum wird die SPD-Fraktion mit allen Verantwortlichen nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das in diesem Jahr anstehende Organisationsgutachten über die Struktur des Ilvesheimer Bauhofs. Vor diesem Hintergrund kann man fundiert die Herausforderungen angehen. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für den offenen und gewinnbringenden Austausch. Die schriftliche Zusammenfassung zu unserer Veranstaltung mit vergleichenden Zahlen und Daten aus den Nachbargemeinden finden Sie auf unserer Homepage www.spd-ilvesheim.de unter der Rubrik „Downloads“.
Rolf Sauer / Thorsten Walther

Autor:

SPD Gemeinderatsfraktion aus Ilvesheim

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