Hase, Kaninchen und Meerschweinchen

„Diese Tüte mit Heu hätte in einem Tiershop 13 € gekostet“, freute sich eine Frau beim Futtersammeln für ihre Kaninchen. Mit ihr folgten etliche weitere große und kleine Ilvesheimer einem Aufruf in den sozialen Medien, um für ihre Lieblinge zuhause 1A-Heu zu organisieren. Noch nie in den letzten Jahren boten die Mähwiesen eine solche Vielfalt an Pflanzen. Verschiedenste Gräser, wie Wiesensalbei, Kornraden, Latticharten sind Delikatessen für Tiervegetarier. Nicht zufällig gibt es seit über zehn Jahren wieder einen Nachweis junger Feldhasen. Im Schutze des hochstehenden Grases sind sie sicher vor ihren Fressfeinden. In einer Sasse (Bodenvertiefung) kommen sie zur Welt und können sich im Gegensatz zu Kaninchen nicht in einem unterirdischen Bau verkriechen. Ein anderer Profiteur der Wiesen ist der Fasan, dessen Revierrufe seit dem Frühjahr zu vernehmen sind. Auch hier müssten Küken geschlüpft sein, ein Beleg dafür fehlt allerdings. Die Methode, die Wiesen im Rotationsprinzip erstmals Mitte Juni zu mähen scheint zu greifen. Rotationsprinzip heißt, dass nie alle Flächen kahlschlagmäßig gleichzeitig gemäht werden. Die gemähte Fläche kann sich einige Wochen erholen und erneut wachsen, bis der nächste Flächenabschnitt bearbeitet wird. So hat das Niederwild ausreichenden Schutz und durch den Abtransport des Mähguts werden die Wiesen ausgemagert, was zu einer erhöhten Artenvielfalt führt. Verlierer dieses Prinzips sind Star und Amsel, die kurzgehaltenes Gras für die Insektenjagd benötigen. Die Amsel liebt es außerdem bei ausreichender Feuchte mit ihrem Schnabel im Boden nach Würmern stochern können. Ob der Vogel des Jahres 2023, das Braunkehlchen, Symbol für bedrohte Wiesentiere, jemals in Ilvesheim erscheinen wird, bleibt offen. Zu viele Störfaktoren, wie unvernünftige Spaziergänger, Ausbringen von Gülle und zu häufiges Mähen sind leider die Realität. Auch gibt es in Ilvesheim immer weniger Menschen, die sich aktiv für den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt einsetzen. Eigentlich schade für den Hasen, der nur noch an Ostern sein Schattendasein aufgeben darf.
Bericht: Jürgen Schnepf / Bild: Helmut Jung