300 Menschen setzten ein Zeichen gegen die Montagsspaziergänge

Ladenburg setzte ein Zeichen unter dem Motto: "Ladenburg ist solidarisch - Ladenburg verbindet".
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Menschenketten um den Marktplatz drückten aus, dass in Ladenburg Solidarität gelebt wird / Versammlungsleiter Markus Bündig war einfach nur dankbar

Welch ein beeindruckendes Bild ! ! ! Friedlich und solidarisch demonstrierten am Montagabend zahlreiche Demonstranten/innen, um ihr Unverständnis gegen die Coronaleugner und Verschwörungstheoretiker auszudrücken, die seit Wochen auch in Ladenburg nicht angemeldete Spaziergänge unternehmen. Die Demo am Montag wurde vom SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Markus Bündig ordnungsgemäß angemeldet und auch die Grünen der Römerstadt, die örtliche CDU und FDP sowie die ai-Gruppe Ladenburg/Schriesheim sowie die türkisch-islamische Kulturgemeinde haben dazu aufgerufen, unter dem Motto: „Ladenburg ist solidarisch - Ladenburg verbindet" ein Zeichen gegen die Montagsspaziergänge zu setzen. "Die Resonanz der Veranstaltung ist mehr als erfreulich. Ich bin begeistert und dankbar, dass so viele Menschen dem Aufruf gefolgt sind. Die Mehrheit Ladenburgs hat einer Minderheit gezeigt, was sie von der Denkweise der Verschwörungstheoretiker halten", freute sich der Vorsitzende der Ladenburger Genossen, der zusammen mit Jenny Zimmermann (Grüne) an der Organisationsspitze stand. Nach Polizeiangaben sollen rund 200 Personen an der Demo teilgenommen haben - Bürgermeister Stefan Schmutz dankte in der Gemeinderatssitzung, die am Abend nach der Demo stattfand, den 200 bis 300 Menschen, die auf dem Marktplatz Flagge zeigten.

Dem Aufruf der Organisatoren, Masken zu tragen und die Abstände einzuhalten sowie friedlich ohne Provokationen zu demonstrieren, wurde Folge geleistet. Es gab keinerlei Zwischenfälle, was nicht nur von der Polizei, sondern auch vom Leiter des Ordnungsamtes, Rüdiger Wolf, begrüßt wurde. Die „Spaziergänger" haben ihre unangemeldete Aktionen auch an diesem Montag fortgesetzt. Allerdings liefen die rund 50 Querdenker und Coronaleugner nicht durch die Altstadt, sondern sie wählten die Südstadt für ihre abstruse Aktion aus.

Um den Marktplatzbrunnen hatten die Demonstranten klare Botschaften platziert. „Querdenker - Eure Gedanken sind Brei" oder „Das Corona-Virus hat an der Gesellschaft nichts geändert – die Intelligenten sind immer noch intelligent und die Dummen sind immer noch dumm", war auf zwei Schildern zu lesen. Auch Mahnungen wurden in die Höhe gehalten. "Mit Nazis geht man nicht spazieren", demonstrierte ein Passant, der sich sorgt, weil auch ganz normale Menschen dem Aufruf von rechten Gruppierungen folgen würden. Die Spaziergänge in Ladenburg werden beispielsweise von der AfD und den Freien Pfälzern beworben, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen.

Kerzen für die Opfer angezündet

Die Ansichten der Querdenker kann die Ladenburgerin Ingrid Müller nicht nachvollziehen. Die Sprecherin des Frauenchors der Sängereinheit wäre im letzten Jahr beinahe an Corona verstorben. Sie hat selbst erleben müssen, was es bedeutet, auf der Intensivstation um das eigene Leben zu kämpfen. „Auch einige Ladenburger/innen haben es leider nicht geschafft und sind verstorben", sagte Müller traurig, die für die Coronaopfer und Verstorbenen Gedenklichter anzündete.

Kenan Güngör vom türkisch-islamischen Kulturkreis brachte auf den Punkt, dass Corona alle Kulturen stark beeinflusst. "Wir müssen daher alle zusammenstehen", meinte Güngör, der sich über die große Zahl an Demonstranten freute.

„Krankenschwester für Impfung“, war die Botschaft der Pflegewissenschaftlerin Dr. Gaby Ensink, die sich aber nicht nur für die Impfpflicht für Pflegekräfte, sondern für alle Berufsgruppen ausspricht. „Impfungen waren für die Menschheit schon immer ein Segen, denn dadurch bekam man zahlreiche Krankheiten in den Griff und dies ist bei Corona nicht anders", sagte die Expertin, die den Beruf der Krankenschwester erlernte. „Gemeinsam statt einsam", war die Botschaft ihrer Partnerin Uschi Haverkate, die die Haltung der Impfverweigerer nicht nachvollziehen kann.

Dem ehemaligen Bürgermeister der Römerstadt, Rainer Ziegler, war es ebenfalls „sehr wichtig", bei der Demo persönlich dabei zu sein. Ihn freut es immer wieder, dass engagierte Menschen in Ladenburg "Gesicht zeigen", wenn es erforderlich ist. Eine solche Solidarität zu spüren, tue einfach gut, meinte Rainer Ziegler.

Sein Nachfolger Stefan Schmutz sprach von einer „wichtigen Botschaft“, die vom Marktplatz ausgehen würde. Die Stadtgesellschaft sei nicht gespalten, meinte das Stadtoberhaupt, der weiterhin zum Dialog einlädt. „Was wir heute erleben durften, war ein sehr, sehr starkes Signal“, resümierte Schmutz dann in der Gemeinderatsitzung nach der Demo.

Der Fraktionssprecher der CDU, Günter Bläß, sowie der Sprecher der FDP, Ernst Peters, waren sich einig, dass Zusammenhalt in schwierigen Zeiten besonders wichtig ist. „Wir haben gemeinsam ein starkes Zeichen gesetzt", meinten die Kommunalpolitiker. Lediglich die Freien Wähler Ladenburgs konnten sich nicht entschließen, die Demo offiziell zu unterstützen.

Mit dabei war auch die Wahlkreisabgeordnete der Grünen, Franziska Brantner, die ebenfalls eine klare Meinung hat: "Nur mit Solidarität und Rücksicht kommen wir aus dieser Krise", meinte die Staatssekretärin, der die Teilnahme an der Demo in Ladenburg sehr wichtig war. Aus ihrer Sicht sind die Schutzmaßnahmen durchaus zumutbar und es sei eben auch eine Tatsache, dass Deutschland besser als viele Nachbarländer durch die Pandemie gekommen sei, meinte die in Heidelberg lebende Abgeordnete. Brantner sprach sich im Vorfeld mit dem ebenfalls angekündigten SPD-Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny ab, dass in möglichst jeder Kommune ein/e Abgeordnete/r bei einer Demo vertreten sein sollte. Cuny nahm daher bei der Aktion in Schriesheim teil.

Kurz vor 19 Uhr dankte Thomas Pilz im Namen des Aktionsbündnisses „Ladenburg ist solidarisch" allen Teilnehmer/innen für die gezeigte Solidarität. "Das war ein tolles Zeichen", sagte Pilz und der starke Applaus, der abschließend zu hören war, war sicherlich auch an das Organisationsteam gerichtet. Dies behält sich vor, weitere Demos anzumelden, denn eines ist klar: Unangemeldete Montagsspaziergänge, die Bürgermeister Schmutz als Provokationen ansieht, will in Ladenburg niemand sehen.

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„Menschenketten“ auf dem Marktplatz auch am kommenden Montag

[/b]Nach dem großen Erfolg am vergangenen Montag hat sich das Aktionsbündnis „Ladenburg verbindet“ entschlossen, erneut eine Demonstration anzumelden.
Beginn der Veranstaltung am 24.1. 2022 ist um 18.00 Uhr, teilten die Versammlungsleitung um Jenny Zimmermann und Markus Bündig der LAZ mit.
Die Abstandsregelungen sind einzuhalten und das Tragen eines Mundschutzes ist erforderlich.

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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