Der Geschichtsverein hat große Schwierigkeiten die Mitgliederstruktur zu verändern / Informationsveranstaltung am Freitag kam gut an
Der Heimatbund will vom Nordstadt-Zuzug profitieren
Der im Jahr 1926 gegründete Heimatbund ist nicht nur einer der ältesten Vereine in Ladenburg, sondern zweifelsohne auch einer der erfolgreichsten. Der Geschichtsverein mit seinen derzeit 520 Mitgliedern hat in seiner langen Geschichte die Stadt vorbildlich unterstützt – nicht nur finanziell, sondern auch mit Manpower, wie die personelle Hilfe heute gerne genannt wird. Trotzdem hat der Heimatbund ein nicht zu unterschätzendes Problem. Der Verein ist – was den Altersdurchschnitt betrifft - nicht gut aufgestellt und dies macht der Vorstandschaft mit der Vorsitzenden Carola Schuhmann einige Sorgen. Ohne Nachwuchs ist nämlich kein Verein zukunftsfähig und dies könnte auch dem Heimatbund schon in der nahen Zukunft passieren.
Daher will der Geschichtsverein nun neue Wege gehen. Am Mitgliedsbeitrag kann es übrigens nicht liegen, dass es keine Mitgliederzuwächse gibt. Zehn Euro bucht die Finanzchefin des Vereins Brigitte Gutfleisch pro Jahr als Mitgliedsbeitrag ab. Auch Gutfleisch, die den Heimatbund trotzdem finanziell gut aufgestellt sieht, macht sich Sorgen. „Wenn ein Verein Heimatbund heißt, klingt dies für junge Menschen erst einmal nicht sonderlich attraktiv“, meint Gutfleisch, die schon die Meinung vertritt, dass sich im Geschichtsverein einiges verändern muss. Das ist auch in der Führungsebene unstrittig. Daher wurde vor einigen Monaten der Arbeitskreis „Mitgliederwerbung“ ins Leben gerufen, der konzeptionell einiges verändern möchte. Mit im Boot sitzt jetzt auch der neue Vereinssprecher Jochen Liebrich, der mit 57 Jahren zu den jüngsten Vorstandsmitgliedern zählt. Fast alle haben die 60 weit überschritten. Jochen Liebrich und die Mitglieder des Arbeitskreises hatten die Idee, die Leistungen des Heimatbundes an einem Informationsstand am „Alten Rathaus“ zu präsentieren. Die Mitglieder verteilten Infomaterial und verdeutlichten, dass ein Verein wie der Heimatbund immer noch gebraucht wird. Das ehrenamtliche Engagement, das die Mitglieder einbringen, spart der Stadt Ladenburg viel Geld ein. Unter der Leitung von Edgar Heuß wird zum Beispiel die Museums-Aufsicht organisiert. Auch leistet der Heimatbund regelmäßig finanzielle Beiträge, um Exponate für das Lobdengau-Museum anzuschaffen. Das Museum der Stadt Ladenburg sei sehr attraktiv – trotzdem sieht Liebrich noch weitere Möglichkeiten, um das Lobdengau-Musuem noch bekannter zu machen. Auch Renate Kircheisen wünscht sich, dass das Museum stärker von Jugendlichen und Schulklassen angenommen wird. Die Museumspädagogik auf diese Zielgruppe abzustimmen, sei eine weitere Möglichkeit, um Geschichte für die junge Generation attraktiv zu machen.
Angebote für Kinder und Jugendliche
Auch dem Heimatbund ist bewusst, wie wichtig die Zielgruppe Kinder ist. Der von Jochen Liebrich entwickelte Tier-Rate-Pfad wurde erst vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit vorgestellt. Acht Tiere, die Liebrich mit der Kettensäge gestaltet hat, müssen die Kinder im Stadtgebiet finden und Lösungsworte in das Tier-Rate-Pfad-Rätsel eintragen. Auch die vom Heimatbund entwickelte Stadt-Rallye für Kinder, könnte jeden Kinder-Geburtstag bereichern.
Auch der Heimatbund will die Chance ergreifen, die 2000 Neubürger/innen der neuen Nordstadt für den Geschichtsverein zu interessieren. Die Stadtführer des Heimatbundes wollen ihre Führungen so abstimmen, dass sich die Neubürger nicht nur für die Geschichte Ladenburgs interessieren. „Schön wäre es, wenn sich die Neubürgerinnen und Neubürger auch aktiv beim Heimatbund engagieren würden“, hofft Brigitte Gutfleisch, dass auch der Geschichtsverein vom Zuwachs Ladenburgs profitieren wird. Die Vorstandschaft ist zuversichtlich, dass dies gelingen kann. Daher hat der Arbeitskreis einige Ideen erarbeitet, die das Interesse der Neubürger wecken soll.
Um den „Nordstädtlern“ ein breites Wissen über ihren neuen Wohn- und Lebensort zu ermöglichen, soll eine Stadtteilpräsentation vorbereitet werden. Wann ist die Weststadt entstanden, wie war die Entwicklung der Südstadt und welche Philosophie steht hinter der Oststadt-Bebauung? All diese Fragen dürften die Neubürger interessieren, meint der Pressesprecher des Geschichtsvereins.
Auch die Neubürgerführungen sollen attraktiver werden. „Wir könnten den Abschluss doch im neuen Römergarten bei einem Getränk begehen“, hat Brigitte Gutfleisch eine Idee, die sicherlich gut ankommen wird.
In den Focus der Öffentlichkeit will der Heimatbund auch mit der Prämierung von schönen Häusern und Gebäuden kommen. Carola Schuhmann schlug den Wettbewerb dem Gemeinderat vor und die Entscheidungsträger stimmten einer Umsetzung einstimmig zu. Ausgewählt werden die Gewinner von einem Expertenteam. Gutfleisch findet, dass aber auch die Bürgerschaft eine Stimme in der Jury haben sollte. Diese Idee will der Pressesprecher hingegen noch nicht öffentlich diskutieren.
Liebrich unterstrich hingegen, dass der Vorstand des Heimatbundes bereit ist, Veränderungen im Geschichtsverein zuzulassen. Ob es gleich die Abänderung des etwas verstaubt klingenden Namen „Heimatbund“ sein wird, darüber besteht sicherlich noch viel Redebedarf. Eine konzeptionelle Veränderung der Jahrbücher wird sogar von einigen Vorstandsmitgliedern eingefordert. Aus Sicht der Wissenschaft haben die mit Zahlen bespickten Beiträge in den Jahrbüchern sicherlich eine hohe Qualität. „Lesestoff für die anstehenden Ferien“, wie Carola Schuhmann bei der letzten Jahrbuchvorstellung das Buch vorstellte, sind die Jahrbücher des Heimatbundes aber sicherlich nicht.
Die Informationsveranstaltung am Freitag war übrigens ein erster Erfolg. Es konnten einige neue Mitglieder gewonnen werden und auch einige Jahrbücher 2020 wurden verkauft.
Autor:Axel Sturm aus Ladenburg |
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