Die größte Demonstration in der Geschichte Ladenburgs

Über 1.300 Kundgebungsteilnehmer setzten klare Botschaften.
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Über 1.300 Demo-Teilnehmer setzten ein klares Zeichen gegen Fremdenhass, die abstrusen Gedanken der AfD und die Missachtung der Demokratie / Beeindruckende Redebeiträge

„Rechts ist noch Platz – ordnen Sie sich bitte rechts ein“, war eine Aufforderung von Jürgen Frank, dem verantwortlichen Organisator der Demo „Für Demokratie. Gegen Ausgrenzung. Nie wieder jetzt". Diese Aussage war selbstverständlich nur zu hören, um die über 1.300 Teilnehmer organisiert auf den Marktplatz zu leiten. Vor der Bühne auf dem Marktplatz trafen am Samstagnachmittag nämlich immer mehr Menschen ein. „Rechts ist kein Platz in Ladenburg“, war hingegen die gesellschaftliche Kernaussage, die von der beeindruckenden Demo ausging. 300 Versammlungsteilnehmer wurden dem Ordnungsamt bei der offiziellen Anmeldung gemeldet – dies war erfreulicherweise eine Fehleinschätzung. Dass es mehr als 1.300 waren, so die Angabe der Polizei und des Veranstalters, die am Protest-Marsch vom Platz der Menschenrechte zur Kundgebung auf dem Marktplatz teilnahmen, war geradezu überwältigend. „Die Kundgebung in Ladenburg ist eine beeindruckende Botschaft“, waren sich die Politiker Alexander Föhr (CDU), Fadime Tuncer (Grüne) und Sebastian Cuny (SPD) parteiübergreifend „völlig einig“.

Vom Platz der Menschenrechte zum Marktplatz "pilgerte" der Demonstrationszug durch die Hauptstraße.
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Applaus für alle - die sich für den Erhalt und die Stärkung der Demokratie einsetzen.
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Es war den Demo-Organisatoren der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, dem türkischen Kulturverein, der alevitischen Gemeinde, den Grünen, der SPD, der CDU, der FDP, den Freien Wählern, dem Garango-Verein, INTAKT, ai, dem Bündnis „Wir gegen rechts“, "Wir für Ladenburg", der IGBCE-Ortsgruppe und der Stadt Ladenburg wichtig, dass bei der Kundgebung Vertreter aller Gesellschaftsschichten zu Wort kommen sollen.

Über 1.300 Kundgebungsteilnehmer setzten klare Botschaften.
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Nach dem musikalischen Auftakt des ev. Posaunenchors und dem Gitarren-Duo Thomas Pilz/Joachim Junghans betonte Bürgermeister Stefan Schmutz in seiner Rede, dass Ladenburg „die größte Demo in der Geschichte der Stadt erlebt“. Die schweigende Mehrheit müsse ein Zeichen setzen, um die Demokratie zu verteidigen. Und Ladenburg, wo Menschen aus 34 Nationen zusammenleben, gibt jetzt die richtige Antwort, meinte Schmutz. Er forderte alle Mandatsträger auf, die Neutralität aufzugeben, wenn es um die Verteidigung der Demokratie und der Menschenrechte geht. „Wir sind die Mehrheit – das Rad der Geschichte wird nicht zurückgedreht“, rief Schmutz den Teilnehmern der Kundgebung zu, die die Rede von Schmutz mit viel Applaus quittierten.

„Gerade die Kinder von Flüchtlingsfamilien und Kinder mit Migrationshintergrund gehören zu uns“, war die Botschaft des Vereins Int.Akt. „In den Kindergärten, in den Schulen, in den Vereinen und in der ganzen Stadt – ihr gehört zu uns“, sagten Sabine Weil und Irene Niethammer.

Die AfD verbreitet spalterische Ideologien

Auch die Kirchenvertreter positionierten sich eindeutig. „Die AfD verbreitete spalterische Ideologien, die menschenverachtend sind“, brachte es Pfarrer Stößer auf den Punkt.
Beeindruckend waren danach die Redebeiträge von den Vertretern des jungen Ladenburgs. Victor Lehrian forderte als Mitglied des Jugendgemeinderates und Vertreter des Jugendzentrums Kiste, seine Altersgenossen auf, nicht zu schweigen und zur Wahl zu gehen. „Nicht die Herkunft oder die sexuelle Orientierung ist entscheidend, ob wir jemanden cool finden, sondern sein Charakter“, meinte Victor, dessen Rede ebenso „zündete“ wie die Worte der Schülersprecher Ensar Kaayalp (Merian-Realschule), Raphael Schadwinkel (Merian-Realschule) und Juli Döring vom Carl-Benz-Gymnasium. Für ihre Botschaft „seid nicht empfänglich für rechtsradikales Gedankengut – Ladenburg muss bunt bleiben“ erhielten die Schülersprecher viel Applaus.

Die Stimme der Jugend wurde auf dem Marktplatz gehört.
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Eine außerordentlich starke Rede war auch von Joachim Loose zu hören, der seit 20 Jahren Vorsitzender des ASV Ladenburg ist. Nicht Titel und Meisterschaften sind für Loose das Wichtigste im Vereinsleben, sondern ein respektvolles Miteinander, ein fairer Zusammenhalt und insbesondere die Integrationsarbeit, die beim ASV so vorbildlich geleistet wird. „Flüchtlinge sind ein Zugewinn für jeden Verein. Ohne diese Leute hätten wir auf unseren Sportplätzen und Hallen eine sehr übersichtliche Anzahl an Aktiven“, verdeutlichte Loose am Beispiel ASV, dass Flüchtlinge und Menschen mit einem Migrationshintergrund in Ladenburg sehr willkommen sind.

Eine beeindruckende Premiere hatte die erfolgreiche Autorin und Pädagogin Florence Brokowski-Shekete auf dem Marktplatz, denn die Afro-Deutsche Persönlichkeit nahm noch nie an einer Demo teil. Die Spiegel-Bestseller Autorin schlug die Bitte von Bürgermeister Schmutz aber nicht aus, die Kundgebung mit ihrem Wortbeitrag zu bereichern. Es sei ein tolles Gefühl vor so vielen Menschen zu sprechen, die sich solidarisch zeigen, meinte die Afro-Deutsche, die ihre substanzvolle Rede auch mit Humor würzte. „Ich bin nicht böse, wenn jemand meine Heimat nicht kennt, wenn ich gefragt werde, wo ich eigentlich herkomme – denn nicht jeder weiß, wo Buxtehude ist“, meinte Brokowski-Shekete, deren Rede der krönende Abschluss der Kundgebung war.

Florence Brokowski-Shekete hielt eine sehr beeindruckende Rede.
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Auf einem Plakat war das Fazit der Veranstaltung zu lesen: „Kann man nicht für jeden Flüchtling, der kommt – irgendwo einen Nazi abgeben?“. Besser konnte man die Gefühlslage der mehr als 1.300 Kundgebungsteilnehmer nicht ausdrücken.

Demo-Splitter

- Extra aus dem hessischen Offenbach ist der Ladenburger Manfred Scheuermann angereist, um die Demo zu unterstützen. Die „Demokratie-Gene“ hat Scheuermann von seinem Vater Erich „eingeimpft“ bekommen, denn Erich Scheuermann war ein bekannter Ladenburger Gewerkschaftler und Betriebsratsvorsitzender beim Chemieunternehmen Benckiser.

- “Nazis essen heimlich Döner“, war die entlarvende Aussage, die auf einem Plakat stand. Was wäre Ladenburg ohne seine Gastronomen, Ladenbetreiber oder Kräfte in der Service-Branche, die einen Migrationshintergrund haben? Nichts, ist die Antwort, die auch der Demo-Teilnehmer Turan Demir vom Lebensmittelgeschäft „Olive“ hörte.

- Dem Demo-Zug schloss sich auch die „Weltenbummlerin“ Ann-Sophie Thieme an. Das international gefragte Topmodel arbeitet auf und neben dem Laufsteg mit Kolleginnen und Kollegen der unterschiedlichsten Nationen zusammen. Es sei bereichernd, international arbeiten zu dürfen, sagte Thieme der LAZ, die am Tag zuvor den Geburtstag ihrer Mutter Liane mitfeierte.

- Auch die Zunft der schönen Künste beteiligte sich an der beeindruckenden Demo. Vertreter des Ladenburger Kunstvereins, die Künstlerin Gudrun Schön-Stoll sowie der Kinetiker Hans Michael Kissel klatschten kräftig Beifall als sie die Botschaften der Redner hörten.

- Demo-Erfahrung haben auch die Ladenburger Landwirte, die in den vergangenen Wochen ihre Anliegen auf der Straße vertraten. Die Landwirtschaftsvertreter Steffen Linnenbach und Markus Wolf unterstützten aber auch die hiesige Demokratie-Demo. Sie stellten die Bühne zur Verfügung, die auf einer Rolle aufgebaut wurde.

- Lob vom „Demo-Chef“ Jürgen Frank hörten auch Rüdiger Wolf und Carolin Loida vom Ordnungsamt für die vorbildliche Unterstützung und auch der Dank an die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs wurde nicht vergessen. Einen Sonderapplaus gab es für die tadellose Akustik auf dem Marktplatz, für die Olaf Müller und Gerald Mayer zuständig waren.

Klare Statements forderte auch Gaby Ensink ein.
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Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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