Ein Plädoyer für die Achtung der Menschenrechte

16 Tafeln aus Corten-Stahl bilden den Platz der Menschenrechte vor der Stadtmauer an der Bleiche.
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Der Vorschlag, wie der Platz der Menschenrechte aussehen könnte, wurde von den Entscheidungsträgern sehr gelobt – Nun müssen Spenden fließen 

„Der Platz für Menschenrechte“ in Ladenburg nimmt konkrete Formen an. Nachdem im Vorfeld der Wunscheinbringung durch engagierte Bürgerinnen und Bürger bereits kontrovers über die Standortfrage und die Finanzierung des Projektes diskutiert wurde, machte Bürgermeister Schmutz nun Nägel mit Köpfen. Er lud die Ratsmitglieder vor der anschließenden Gemeinderatssitzung am Mittwoch zu einem Vorort-Termin vor die Stadtmauer an der Bleiche ein. Dort hatte der Künstler und Gestalter Hans Micheal Kissel ein 1:1-Modell aufgebaut, um zu verdeutlichen, wie der Platz der Menschenrechte aussehen könnte. Zunächst gilt aber noch ein Sperrvermerk für das Projekt, denn die Grünen-Fraktion erhielt für ihren Antrag bei den letzten Etatberatungen eine Mehrheit, dass städtische Mittel erst fließen dürfen, wenn mindestens 50 % der Kosten durch Sponsoren getragen werden. Die Grünen werten die Spendeneingänge als Zeichen, ob ein Platz der Menschenrechte von der Bevölkerung mitgetragen wird. Die Kosten für das Projekt schätzt Bürgermeister Schmutz auf 30.000 Euro. Im Klartext heißt dies, dass die Ideengeber 15.000 Euro für die Projektumsetzung selbst einsammeln müssten.

Von dieser Summe sei man aber noch ein gutes Stück entfernt, sagte Bernd Schuhmacher, der bereits im Jahr 2018 vorschlug, einen Platz der Menschenrechte in Ladenburg zu installieren. Der hofft natürlich, dass nach der Präsentation nun die Spendenbereitschaft angestoßen wird. Den von den Grünen vorgeschlagenen Sperrvermerk kommentierte Schuhmacher, dass er sich gerade von den Grünen mehr Unterstützung statt Vorbehalte erhofft habe. Stadträtin Jenny Zimmermann kündigte aber direkt an, dass auch die Grünen die Idee mit einer Spende unterstützen werden.

Bürgermeister Schmutz betonte in seiner Ansprache, dass aus seiner Sicht der beste Platz für die Projektumsetzung gefunden wurde. Er dankte sowohl dem Ideengeber Bernd Schuhmacher als auch dem Künstler Hans Michael Kissel, die beide maßgeblich verantwortlich seien, dass das Projekt so anschaulich präsentiert werden konnte. Die Holztafeln werden bei einem Realisierungsbeschluss durch Metalltafeln ersetzt, die in ein Betonfundament eingelassen werden. „Ich finde das Zusammenspiel der Tafeln vor der Stadtmauer sehr interessant“, meinte der Bürgermeister.

Der überregional bekannte Kinetiker Hans-Michael Kissel, der auch in Ladenburg Spuren hinterlassen hat, erläuterte dann detailliert seinen Projektvorschlag. „Die Stadtmauer im Hintergrund erinnert an Zeiten, in denen sich Ladenburg noch vor feindlichen Bedrohungen schützen musste. Davor wird eine Säulenreihe aus Stahlelementen einen optischen Schutzwall bilden können“, sagte Kissel. Er findet es wichtig, dass in Deutschland das Grundgesetz für jeden Gültigkeit hat und Schutz garantiert. Für den Künstler war es von Bedeutung, dass sich die Form der Stative und ihre Farbe gut in die Umgebung einfügen. Die 16 Tafeln für die Schrifttexte könnten aufgeschlagene Bücher sein, meinte Kissel. Sie erinnern auch an die Gesetzestafeln Moses, die bis heute ihre Gültigkeit haben.

Menschenrechtsverletzungen sind leider keine Einzelfälle

Bernd Schuhmacher erläuterte mit einigen Alltagsbeispielen, warum ein Platz für Menschenrechte aktueller denn je ist. Die Meinungs- und Pressefreiheit werde auch in Deutschland täglich infrage gestellt. Alltagsrassismus sei nicht nur an den Stammtischen, sondern auch am Arbeitsplatz zu hören und Menschen, die eine andere sexuelle Orientierung haben, müssen sich oftmals rechtfertigen. „Die Einhaltung der Menschenrechte ist das Fundament unserer Demokratie“, brachte es Schuhmacher auf den Punkt, der die Industrie und den Einzelhandel, aber auch Privatbürger aufforderte, für die Projektumsetzung Spenden zu überweisen.

Die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, die über die Realisierung in einer Ratssitzung entscheiden, sagten bereits beim Vorort-Termin ihre Unterstützung zu.
CDU-Fraktionssprecher Günter Bläß war beeindruckt vom Gestaltungsvorschlag und auch den Standort der Menschenrechtssäulen sei passend ausgewählt. „Eigentlich ist es aber traurig, dass man bei uns auf die Einhaltung der Menschenrechte hinweisen muss“, meinte Bläß.

Der Fraktionssprecher der Grünen, Max Keller, sprach von einer gelungenen Installation, die von den Grünen unterstützt wird. Keller ist zuversichtlich, dass die benötigten 15.000 Euro zusammenkommen werden. Die Grünen werden jedenfalls ihren Beitrag leisten.
Angelika Gelle und Uta Blänsdorf-Zahner kündigten für die SPD ihre Unterstützung an. Wieder einmal mehr habe Hans-Michael Kissel eine außergewöhnliche Idee präsentiert. Die kontroversen Diskussionen im Vorfeld hätten sich rentiert, denn der geplante Standort sei genau der richtige Platz, waren sich Gelle und Blänsdorf-Zahner einig.

Ernst Peters, der zusammen mit Altstadtrat Wolfgang Luppe die Projektvorstellung verfolgte, sprach von einem gelungenen Vorschlag. Die Art und Weise, wie das Projekt verwirklicht werden soll, findet Peters vorbildlich. Freiheitliche Hinweise unterstützt Peters immer. Das F im Parteinamen der FDP stehe schließlich für Freiheit und auch deswegen werden wir das Projekt unterstützen, meinte Peters. Sein Vorgänger Wolfgang Luppe kann sich noch an die Allee der Menschenrechte erinnern, die 1998 zum Stadtjubiläum und 2005 beim Grünprojekt von Amnesty International gezeigt wurde. Dass es nun einen Platz der Menschenrechte mit fest installierten Tafeln geben soll, kann Luppe nur begrüßen.

Die Fraktionssprecherin der FWV wollte der LAZ kein Meinungsbild abgeben. Sie wolle erst noch mit den Fraktionsmitgliedern sprechen, sagte Gudrun Ruster.

Info: Spenden können an die Vereine „Wir für Ladenburg“ oder an den Förderverein Solidarität „Kennwort Platz der Menschenrechte“ überwiesen werden.

16 Tafeln aus Corten-Stahl bilden den Platz der Menschenrechte vor der Stadtmauer an der Bleiche.
Bernd Schuhmacher, der Ideengeber des Platz der Menschenrechte, dankte Bürgermeister Schmutz und dem Künstler Hans-Michael Kissel (Mitte) für die Unterstützung.
Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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