Eine Gedenkstunde, die Gänsehaut aufkommen ließ

Beeindruckende Worte am Volkstrauertag sprach der 16-jährige Ukrainer Timofii Lennoi.
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Bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag trug der 16-jährige Timofii Lennoi aus der Ukraine seine Gedanken vor – Kranzniederlegung am Mahnmal des städtischen Friedhofs 

Besonders beeindruckend war in Ladenburg die Gedenkfeier zum Volkstrauertag schon deswegen, weil den beiden Rednern der Gedenkveranstaltung das Thema Krieg und Gewalt ganz nahe ist. Die Schwiegertochter des Bürgermeisterstellvertreters Günter Bläß ist Ukrainerin und der mit seiner Mutter und seiner Schwester vom Krieg aus der Ukraine geflüchtete 16-jährige Timofii Lennoi, macht sich Sorgen um seinen Vater, der an der Front gegen den russischen Aggressor kämpft.

Es lagen daher große Emotionen in der Luft bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag, die vom Männergesangverein Liederkranz unter der Leitung von Sabine Dietenberger und von der Stadtkapelle unter der Leitung von Helmut Baumer musikalisch bereichert wurde.

Vor den Fahnenabordnungen der Freiwilligen Feuerwehr, der LSV, der Sängereinheit und des Schützenvereins ergriff dann Günter Bläß im Namen der Stadt das Wort, weil Bürgermeister Stefan Schmutz wegen einer privaten Feierlichkeit nicht dabei sein konnte. Schmutz war es jedoch ein Anliegen, den Verein INT.AKT, dessen Mitglieder sich vorbildlich um geflüchtete Menschen kümmern, in die Gedenkstunde mit einzubeziehen.

Bläß stellte in seiner Rede in den Vordergrund, dass Krieg und Gewalt keine Lösungen sind. „Kriege erzeugen nur Verlierer und keine Helden – das war in der Vergangenheit so und daran hat sich auch augenblicklich nichts geändert“, brachte es Bläß auf den Punkt. Es sei trügerisch gewesen, dass Europa bis auf wenige Ausnahmejahre über 75 Jahre in Frieden leben konnte. Doch dann veränderte der Größenwahn Putins die Welt.

„Der Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine hat unsere scheinbar heile Welt von heute auf morgen verändert“, meinte Bläß, der bekräftigte, dass das Recht des vermeintlich Stärkeren nicht das geltende Völkerrecht brechen darf. Deswegen müssten sich die Menschen für die Stärkung der Demokratie und der Freiheitsgedanken einsetzen. „Demokratie gibt es nicht umsonst – jeder kann einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, damit unser Gemeinwesen funktioniert“, sagte der Redner, der den Bogen zur Vereinswelt und den Menschen in der Römerstadt spannte. Er dankte den Menschen, die gerade in der Ukraine-Krise die geflüchteten Menschen mit Sach- und Geldspenden unterstützen oder Wohnungen zur Verfügung gestellt haben. Den Verein INT.AKT stellte Bläß als einen ganz besonderen Verein heraus, denn die Mitglieder helfen in vorbildlicher Weise das Zusammenleben in der Stadt auf eine friedliche, menschliche Basis zu stellen. Es gibt in Ladenburg aber auch zahlreiche Sportvereine, die sich um die Integration von geflüchteten Menschen kümmern. Auch der Vorsitzende des ASV Ladenburg, Joachim Loose, nahm an der Gedenkfeier teil, dessen Verein das Thema Integration vorbildlich umsetzt.

„Eigentlich bin ich geschockt erleben zu müssen, dass ein 16-jähriger Junge über die belastenden Folgen des Kriegs spricht“, bat Bläß dann den 16-jährigen Ukrainer Timofii Lennoi ans Mikrofon. Er und seine Familienmitglieder sind zweifelsohne ein Beispiel dafür, wie gut Integration funktionieren kann. Tomofii besucht das Carl-Benz-Gymnasium und ist ebenso wie seine Schwester Nastya ein hervorragender Pianist. Mit ihrem Konzertauftritt im Domhof bereicherte das Geschwisterpaar bereits das kulturelle Leben der Stadt.
In der Tat verursachte die Rede des 16-jährigen Jungen Gänsehautmomente. „Mehr als sechs Monate nach dem Angriff Russlands auf unser Land verteidigen wir uns gegen eine größere und besser ausgerüstete Armee. Ja, dafür werden wir Ukrainer im In- und im Ausland bewundert. Aber die Bewunderung hat einen hohen Preis“, sagte der junge Redner, denn sein Land muss auch gefallene junge Soldaten betrauern, die eigentlich die Zukunft der Ukraine gestalten sollten.

Dies alles sei eine große Tragödie für zahlreiche Familien und nicht wenige junge Menschen müssen immer wieder die Opfer des Krieges beweinen. Er befürchtet, dass Millionen Betroffene, die Folgen des Krieges noch lange spüren werden.

„Das Sterben an der Front geht leider weiter – erinnert euch daran was in der Ukraine geschieht“, sagte der junge Ukrainer abschließend, um danach der Kranzniederlegung für die Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung am Mahnmal des städtischen Friedhofs beizuwohnen.

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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