Jetzt müssen die Maßnahmen des Fußverkehrchecks priorisiert werden

Bürgermeister Schmutz, Stadtbaumeister Rehmsmeier (links) und Anna Struwe, zuständig für Verkehrsfragen in der Stadtverwaltung, sind sich einig: Ladenburg soll eine fußgängerfreundliche Kommune werden.
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  • Bürgermeister Schmutz, Stadtbaumeister Rehmsmeier (links) und Anna Struwe, zuständig für Verkehrsfragen in der Stadtverwaltung, sind sich einig: Ladenburg soll eine fußgängerfreundliche Kommune werden.
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Ladenburg hat die Voraussetzungen für eine fußgängerfreundliche Stadt geschaffen / Bürgerbeteiligung war erfreulich hoch / Nun ist der Gemeinderat am Zug

Auch die Abschlussveranstaltung des Fußverkehrchecks war am vergangenen Dienstagabend im Domhof gut besucht. Die Bürgerschaft konnte sich letztmals beteiligen und diese Möglichkeit nutzten die interessierten Menschen auch ausgiebig. Ladenburg wurde vom Landesverkehrsministerium wie 15 andere Kommunen auch, ausgewählt, um sich am Fußwegecheck zu beteiligen. Insgesamt bewarben sich 52 Kommunen um begehrte Zuschüsse. Der Check ist hierfür die entscheidende Voraussetzung, um von den aufgelegten Förderprogrammen zu profitieren.

Bürgermeister Stefan Schmutz betonte in der Abschlussveranstaltung noch einmal den hohen Stellenwert des Fußgängerverkehrs in Ladenburg. Das Projekt, das von Jule Engelmann und Maximilian Hennecke von der Stadtentwicklungsgesellschaft Planer-Societät fachlich begleitet wurde, hat auch den Bürgermeister sensibilisiert. „Es gibt viel zu tun in Ladenburg, damit wir eine noch fußgängerfreundlichere Stadt werden“, sagte Schmutz. Der Bürgermeister, die für die Radwege zuständige Mitarbeiterin in der Verwaltung Anna Struve und Stadtbaumeister André Rehmsmeier, erwarten nun den Abschlussbericht und den Maßnahmenkatalog des Verkehrsbüros, der Anfang 2023 im Gemeinderat behandelt werden soll. Welche Maßnahmen wie schnell umgesetzt werden sollen, müssen nämlich die Ratsmitglieder entscheiden, und auch bei diesem Projekt müssen die Kosten – trotz der angekündigten Zuschüsse – im Auge behalten werden.

Engelmann war übrigens erfreut, denn in Ladenburg sei das Interesse außergewöhnlich hoch. Sie ist zuversichtlich, dass es gelingen wird Ladenburg als fußgängerfreundliche Kommune zu platzieren. Ihren Abschlussbericht präsentierte sie in sechs Tätigkeitsfeldern, in denen nun die aufgezeigten Maßnahmen Schritt für Schritt umzusetzen sind.

Die Sicherheitsaspekte beim Längsverkehr

Auch in Ladenburg gibt es zahlreiche Gehwege, die die Mindestbreite von 2.5 m nicht vorweisen können. Zudem gibt es Verkehrsstrecken, die Fußgänger gemeinsam mit dem Radverkehr nutzen müssen. Als Negativbeispiel wurde hier der Dammweg von der Bury-Skulptur bis zur Neckarbrücke genannt. Trotz gegenseitiger Rücksichtnahme wird diese Verkehrsführung ein Schwachpunkt bleiben. Daher schlug Engelmann vor, den Weg zu verbreitern oder den Radweg zu verlegen. Eine Trennung der Verkehrsteilnehmer sei immer vorteilhaft.

Der Schwerpunkt beim Thema Sicherheit sei das Gehwegparken, das in der Schulstraße, in der Zehntstraße, aber auch in der Schriesheimer Straße besonders ausgeprägt ist. Empfohlen wurde die Markierung von Parkflächen, aber auch Kontrollmaßnahmen mit entsprechenden Ahndungen verfehlen ihre Wirkung nicht.

Für einen sicheren Fußwegeverkehr sind einsehbare Flächen eine Grundvoraussetzung. Büsche und Pflanzen, die den Gehweg verkleinern, müssten zurückgeschnitten werden. Auch Verkehrsschilder – wie beispielsweise der Spielstraßenhinweis in der Altstadt – müssten klar erkennbar sein. Auch hier gibt es Handlungsbedarf.

Die Querungen in Ladenburg

Klar ist für die Expertin: Querungen sind Vorrangbereiche für Fußgänger. Wichtig sei vor allem, dass die Zebrastreifen – in Ladenburg sollte es davon mehr geben – einsehbar sind. Notfalls müssten Parkplätze entfernt werden um die Sicherheit an den Querungen zu erhöhen. Ein Negativbeispiel sei das Einkaufszentrum in der Wallstadter Straße, weil hier die Unübersichtlichkeit groß ist. Engelmann plädierte dafür, an den Bushaltestellen mehr Querungshilfen einzurichten. Gut sei der Bau von sogenannten Mittel-Inseln, die die Sicherheit für die Fußgänger wesentlich erhöhen. Als Schwachpunkt nannte Engelmann die „Neue Anlage“. Weil der Schulweg von der Nordstadt diese viel befahrene Straße kreuzt, sollte hier zumindest im Bereich der Schulstraße eine Querung gebaut werden.

Barrierefreiheit

Obwohl das Thema Barrierefreiheit bei den Entscheidungsträgern im Bewusstsein ist, gäbe es in Ladenburg noch viel zu tun. Das Brennpunkt-Thema sei zweifelsohne das Kopfsteinpflaster, das an manchen Stellen „sehr schwierig zu begehen ist“. Zwar gibt es Teilbereiche, die fußgängerfreundlich sind, aber ein Großteil der Altstadt sei für gehbehinderte und ältere Menschen nicht wirklich komfortabel. Der Bau von „Gehstreifen“, die nicht gepflastert sind, wäre sinnvoll. Viele Querungen seien nicht barrierefrei und auch die meisten Bushaltestellen müssten noch barrierefrei umgebaut werden. Die nächste Baumaßnahme ist hier der Umbau der Haltestelle Rautenthaler Mühle, mit dem im nächsten Jahr begonnen wird. Barrierefreiheit und Kontraste herstellen sind eng miteinander verknüpft. Wenn der Bodenbelag und die Hindernisse kaum zu unterscheiden sind – wie beispielsweise die Kettenabsperrung vor dem Lustgarten – dann müsste gehandelt werden.

Die Schulwege in Ladenburg

Ladenburg hat als Schul-Unterzentrum eine ganz besondere Verantwortung. Engelmann mahnte daher die Aktualisierung des vorhandenen Schulwegeplans an. Im Plan seien zwar alle Schulwege und Querungen eingezeichnet, aber die letzte Überarbeitung sei schon ein paar Jährchen her. Das Thema Schulwege sei extrem sensibel, meinte die Expertin, die eine ganze Reihe von Aktionen vorschlug um die Kinder und Eltern mit ins Schulwege-Boot zu nehmen. So könnte auch in Ladenburg ein „Laufbus“ eingerichtet werden. Es sollen „Haltestellen“ geschaffen werden, an denen die Schulkinder auf die Klassenkameraden warten, um gemeinsam zur Schule zu laufen. Ziel müsse es nämlich sein, dass Schulkinder zu Fuß die Schule erreichen. Der „Eltern-Taxi-Verkehr“ ist nämlich auch in Ladenburg ein Riesenproblem, hat Engelmann bei den beiden Rundgängen festgestellt.

Die Aufenthaltsqualität für Fußgänger

Ladenburg sei zwar eine attraktive Stadt, aber hier könnten durchaus mehr Sitzbänke die Aufenthaltsqualität weiter verbessern. Gerade ältere Menschen bräuchten Pausen. Es sei daher erforderlich, am Marktplatz weitere Sitzbänke zu installieren. An dieser exponierten Stelle steht derzeit nur eine Bank, die genutzt werden kann. Auch das Potential des Platzes an der Linde müsste genutzt werden um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Dies gilt auch für die Altstadt, wo es längst noch keine Fußgänger-Gleichberechtigung gibt. In der Altstadt werde viel zu schnell gefahren, hat Engelmann immer wieder gehört. Ein Gefahrenpunkt sei das geöffnete Bachbett vor dem Lebensmittelgeschäft „Olive“. „Das Loch“ verängstigt viele Fußgänger, so dass die Anbringung von einem Handlauf Abhilfe schaffen könnte.

Die Prioritätensetzung

Abschließend wurden die Teilnehmer des letzten Workshops aufgefordert, die Themenschwerpunkte für die Umsetzung zu priorisieren. Klarer „Sieger“ war der Wunsch, das Problem des Gehwegparkens in Ladenburg zuerst zu lösen. Auch die Nutzungskonflikte mit dem Radverkehr sollten schnellstens angegangenen werden und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität steht ebenfalls im oberen Bereich der Prioritätenliste.

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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