Konzertbesucher feierten Valeria Palyarush mit stehendem Applaus
Die in der Ukraine bekannte Pianistin gab in Ladenburg ganz spontan ein Konzert / Sie dankte allen Menschen, die sich für die Demokratie einsetzen
Welch ein großartiges Konzert. Die Klavierkennerin und Kreisrätin Ursula Schmollinger hatte schon ein gutes Konzert erwartet, als sie zum Klavierabend der ukrainischen Pianistin Valeria Palyarush in den Domhof eigeladen wurde. „Ich bin überwältigt von der Qualität – die Künstlerin könnte mit ihrem Können auch große Konzertsäle in Deutschland füllen“, war die Expertin nach der Veranstaltung überrascht und begeistert. Auch die Organisatorin der Kulturveranstaltung, die Kirchenmusikerin Sabine Weil von der Flüchtlingshilfe INT.AKT, war „ganz baff“. „Eine so große Künstlerin im kleinen Ladenburg erleben zu dürfen, das war eine Besonderheit“, sagte Weil am Ende der Veranstaltung, in der Palyarush mit stehendem Applaus von den Konzertbesuchern gefeiert wurde.
Die in der Ukraine bekannte Pianistin, die Konzertmeisterin des Nationaltheater-Orchesters Kiew ist, spielte bekannte Werke von Bach, Beethoven und Liszt mit einer technischen Spielsicherheit, die erstaunlich ist. Notenblätter braucht die Künstlerin keine, denn die begnadete Solistin hat die Werke in ihrem Kopf abgespeichert. Mal erlebten die fachkundigen Gäste einen regelrechten Tastenritt auf dem Steinway-Flügel – mal wieder lange, gefühlvolle Passagen, die die Herzen berührten.
Es ist übrigens reiner Zufall, dass Valeria Palyarush ausgerechnet in Ladenburg ihre Konzertpremiere im europäischen Ausland geben konnte. Zwei ihrer Schüler wurden mit ihrer Mutter Oksana Lennaia nach ihrer Flucht aus dem Kriegsgebiet in Ladenburg aufgenommen. Anastasiia Lennaia (11) und ihr Bruder Tymofil Lennoi (15) gehen im Carl-Benz-Gymnasium zur Schule, haben in kurzer Zeit schon sehr gut Deutsch gelernt und wollen auch ihre große Leidenschaft, das Klavierspielen, weiter pflegen. Sie erhalten regelmäßig Online-Unterricht von ihrer Lehrerin Valeria Palyarush. Sie gibt die Anweisungen aus Kiew und die beiden Schüler setzen ihre Vorgaben und Aufgaben am Flügel im evangelischen Gemeindehaus um, wo das ukrainische Begegnungszentrum eingerichtet wurde. „Der Unterricht via iPad klappt sehr gut – aber live-Übungsstunden sind natürlich nicht zu ersetzen“, meinte Tymofil. Er und seine Schwester zeigten beim Konzert ebenfalls ihr außergewöhnliches Talent. Tymofil präsentierte Beethovens „Für Elise“ mit viel Leidenschaft und seine Schwester Anastasiia spielte ein Werk des fast vergessenen Genies Muzio Clementi. Die Lehrerin war mit dem Auftritt ihrer beiden Schützlinge sehr zufrieden. Tags zuvor hatten die beiden mit ihren Klassenkameraden noch ausgiebig beim Altstadtfest gefeiert, das übrigens auch Palyarush genießen konnte. „Die Menschen in Ladenburg sind so freundlich und außerdem schmeckt das Bier wirklich vorzüglich“, erzählte die Künstlerin nach dem Konzert der LAZ.
Weil sie letzte Woche zu einem Meisterkurs nach Rom eingeladen wurde plante sie am Anschluss einen Besuch bei ihren Schülern in Ladenburg ein. Sie sagte spontan zu, als Sabine Weil die Idee hatte, ein Konzert im Domhof zu veranstalten. Bürgermeister Schmutz stellte den Domhofsaal zur Verfügung – befürchtete jedoch, dass direkt nach dem Altstadtfest nur wenige Konzertbesucher kommen würden. „Ich habe mich zum Glück getäuscht“, sagte Schmutz, der sich in seiner Begrüßungsrede erneut für die großartige Arbeit des Vereins INT.AKT bedankte.
Die bereitgestellte Spendenbox wurde nach dem Konzert gut gefüllt. Palyarush flog am Dienstag wieder in ihre Heimat zurück. In Kiew hat sie ein Projekt ins Leben gerufen, das ihre ganze Kraft benötigt. Die Künstlerin kümmert sich um traumatisierte Soldaten, die sie mit ihrem Spiel erfreuen möchte. Das Konzert in Ladenburg widmete sie daher auch den mutigen Soldaten, die die Demokratie in ihrem Heimatland verteidigen und die sich mutig gegen den Angriffskrieg Putins stellen. Sie spielte aber auch für die ukrainischen Frauen, die zwar in Ladenburg sehr herzlich aufgenommen wurden, aber es sei doch eine starke seelische Belastung, wenn der eigene Mann in den Krieg ziehen muss. „Das Konzert widme ich aber auch den Menschen in Ladenburg, die sich so rührig um unsere Frauen, Kinder und Senioren kümmern“, meinte die Künstlerin, die mit dem Werk „Arabesque“ des Romantikers Claude Debussy noch eine Zugabe servierte – auch wenn die Zeiten für die Ukraine derzeit alles andere als romantisch sind.
Autor:Axel Sturm aus Ladenburg |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.