Das Ehepaar Schmidt feierte im Stillen seine Eiserne Hochzeit / Alfred Schmidt gründete vor 50 Jahren die Schreinerei Schmidt
Nach der Vertreibung aus dem Sudetenland das Leben in Ladenburg gemeistert
Am vergangenen Mittwoch feierte das stadtbekannte Ladenburger Ehepaar Gunda und Alfred Schmidt das Fest der Eisernen Hochzeit. Wenn man 65 Jahre verheiratet ist und relativ gesund das Leben genießen kann, dann ist normalerweise ein großes Fest angesagt. Wegen der Corona-Krise muss die Feier allerdings verschoben werden, sagten Gunda und Alfred Schmidt beim Besuch der LAZ in ihrem Häuschen in der Boveristraße. In der Nachbarschaft ist die Schreinerei Heiko Schmidt angesiedelt, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiern kann. Auch darauf freut sich das Jubelpaar. Es war nämlich Alfred Schmidt, der das Handwerksunternehmen vor 50 Jahre aus der Taufe hob. Der damalige Bürgermeister Reinhold Schulz motivierte den Schreinermeister sich doch in Ladenburg selbstständig zu machen. Er stellte dem Schreinermeister ein Grundstück in Aussicht und Schmidt griff zu. Er gab seinen sicheren Job in einer Mannheimer Schreinerei auf und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Unterstützt wurde er von seiner Frau Gunda, die die Organisationsarbeit in dem wachsenden Betrieb übernahm. 1993 übergab Schmidt ein gutes bestelltes Feld seinem Neffen Heiko, der den Betrieb weiterentwickelte, in dem heute 40 Fachkräfte arbeiten. Die Schreinerei hatte seit der Firmengründe einen sehr guten Ruf. Stadtbildpfleger Dr. Berndmark Heukemes konnte sich auf die Arbeit des Handwerker immer verlassen. Er restaurierte historische Fenster mit viel Geschick und Leidenschaft. Die Fenster, die heute im Lobdengau-Museum, in der Stadtbibliothek oder im Benz-Haus eingebaut sind, wurden alle von Alfred Schmidt restauriert.
Kennen gelernt hat sich das Paar im bayrischen Sonnenfeld, der Heimat von Gunda Schmidt. Dorthin musste die Familie Schmidt im Jahre 1946 flüchten, weil sie aus ihrer Heimat im Sudetenland vertrieben wurden. Dort hatte die Familie ein großes landwirtschaftliches Anwesen und einen gut gehenden Gemischtwarenladen. Erwin, den ältesten Bruder, verschlug es nach Ladenburg, wo er in einem Industrieunternehmen Arbeit fand. Er konnte sich in der Preysingstraße ein Grundstück kaufen, auf dem ein großes Wohnhaus gebaut wurde. Auch Alfred und seine Lebensgefährtin folgten dem Ruf des großen Bruders. Nun war die Familie mit den sieben Kindern wieder vereint. Alle waren sehr geschäftstüchtig, so dass jeder eine fundierte berufliche Existenz aufbauen konnte.
„Wir haben uns in Ladenburg immer wohl gefühlt“, erzählten die Schmidts. Vor 65 Jahren führte er seine Braut vor den Traualtar der katholischen Kirche. Getraut wurde das Paar vom damaligen Pfarrer Otto Häußler. Auch für Gunda und Alfred Schmidt bestand das Leben aus „viel schaffen“. Der Erhalt ihres Betriebes war ihr großer Lebensinhalt. Das Paar gönnte sich aber auch Dinge, die das Leben bereichern. „Wir sind immer gerne verreist“, erzählen die Beiden von schönen Urlaubsfahrten. Um sich körperlich fit zu halten spielte Alfred Schmidt regelmäßig Tennis und auch der Besuch der Singstunden beim Liederkranz bereitete ihm Freude. Bis in die 1980er Jahre war der Liederkranz der Gesangverein, in dem die Selbstständigen sangen. Weil dort die sogenannten „besseren Leut“ aktiv waren, nannten die Ladenburger den Liederkranz auch „Stehkragen-Verein“. Die Schmidts schmunzeln heute, wenn sie sich an die alten Zeiten erinnern.
Und wie schafft man es 65 Jahre glücklich zusammen zu sein, wollte die LAZ abschließend wissen. „Das ist gar nicht so schwer. Man sollte sich vertrauen und muss sich gegenseitig Freiräume lassen“, sind sich die beiden einig und man muss Ziele haben, ergänzte Alfred Schmidt. Das wäre zum Beispiel die Feier der „Gnaden-Hochzeit“ in fünf Jahren, denn 70 Jahre verheiratet zu sein, das haben in Ladenburg nur ganz wenige Paare geschafft.
-stu./Foto: Sturm
Autor:Axel Sturm aus Ladenburg |
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