Uli Sckerl: Er war ein Vorbild für uns alle

Uli Sckerl(rechts) und Gerhard Kleinböck setzten sich gemeinsam für die Gemeinschaftsschule ein.
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Ladenburg und die Region trauern um einen engagierten Politiker und einen verlässlichen, fairen Menschen – Er begegnete den Menschen immer auf Augenhöhe 

„Es ist so traurig – Uli Sckerl ist tot“, war die Kreisrätin der Grünen Dr. Ursula Schmollinger tief erschüttert, als sie der LAZ am Dienstagmorgen die Todesnachricht des 70-jährigen Landtagsabgeordneten übermittelte. Bei einem ebenso traurigen Anlass, nämlich der Beerdigung ihres Mannes Martin, hatte Ursula Schmollinger den Abgeordneten das letzte Mal gesehen.

Es ist bezeichnend für eine Persönlichkeit wie Uli Sckerl es war und es sagt einiges aus, dass so viele Menschen in der Region um den bodenständigen, beliebten und immer fairen Politiker trauern. Er verstarb am Montag nach kurzer, schwerer Krankheit und hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Sckerl, der den einst schwarzen Wahlkreis Weinheim-Bergstraße bei den letzten beiden Landtagswahlen sogar direkt gewann, wird nicht nur seiner Familie, sondern auch der Region fehlen. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Landtag, dem viele die Übernahme eines Ministeriums zutrauten, war zweifelsohne eines der politischen Aushängeschilder in der Region. Auch für die Anliegen der Römerstadt hatte Sckerl immer ein offenes Ohr und seine Präsenz in der Stadt war groß. Ihm war es wichtig, sich regelmäßig mit den Bürgermeistern auszutauschen, er besuchte trotz seines vollen Terminkalenders die Veranstaltungen des rührigen Grünen-Ortsverbandes, er war stets Gast beim Regionalmarkt auf der Festwiese und war natürlich bei zahlreichen Eröffnungen der Altstadtfeste dabei.

Als in Ladenburg gentechnisch manipulierter Mais angebaut wurde, zeigte der Abgeordnete den Versuchen ebenso die rote Karte wie den Politikern, die in den 1980er Jahren in Ladenburg eine Müllverbrennungsanlage errichten wollten.
„Hans-Ulrich Sckerl hat große Teile seines Lebens der Politik gewidmet. Durch seine aufrechte Art und mit hohem persönlichen Einsatz hat er sich stets erfolgreich für die Interessen der Region eingesetzt. Sein plötzlicher Tod stimmt uns sehr traurig“, teilte Bürgermeister Stefan Schmutz mit, der ebenso wie sein Vorgänger Rainer Ziegler zu dem Abgeordneten ein vertrautes Verhältnis pflegte.

Sehr vertraut war Sckerl auch mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck (SPD). „Wir waren zwölf Jahre zusammen im Landtag und vor allem in den fünf Jahren, in denen wir in der Regierung waren, haben wir in der Sicherheits- und Bildungspolitik zusammen viel erreicht. Das Thema Gemeinschaftsschule lag sowohl Sckerl als auch Kleinböck sehr am Herzen. „Es macht mich betroffen, dass der große Kämpfer Uli den Kampf gegen die heimtückische Krankheit verloren hat. Es schockiert mich, dass uns Uli so schnell verlassen musste“, sagte Gerhard Kleinböck der LAZ.

Bedingungsloser Einsatz für die Menschen im Wahlkreis
Auch die Grünen des Ortsverbandes Ladenburg sind schockiert. Eigentlich wollten sie am Dienstagabend ihre Jahreshauptversammlung abhalten. Aus Pietätsgründen wurde die Veranstaltung aber auf den Mittwoch verschoben, teilte die Stadträtin Jenny Zimmermann der LAZ mit. Die Ladenburger Grünen bezeichnen Uli Sckerl als eine der großen Politiker-Persönlichkeiten an der Bergstraße, im Rhein-Neckar-Kreis und im Land Baden-Württemberg. Kurz nach Weihnachten hatte er die Öffentlichkeit über seine Krebserkrankung informiert. Noch wenige Wochen vor seinem Tod hatte er sich über Mails und Mitteilungen in politische Diskussionen eingebracht. „Erst vor ein paar Tagen waren die Nachrichten aus seinen Accounts langsam verebbt. Er hatte keine Kraft mehr für die Politik, die sein Leben war“, schreibt der Grünen-Ortsverband in seiner Stellungnahme.

Hans-Ulrich Sckerl, hinterlässt eine Familie und auch in Ladenburg viele tief getroffene Menschen, die ihn geschätzt und geachtet haben, über die Parteigrenzen hinweg. Die Betroffenheit und Trauer sei groß, in seiner Partei, den Grünen, die er an der Bergstraße geprägt hat wie kein Zweiter, im Weinheimer Gemeinderat, dem er seit 2004 angehört hat, dem Kreistag Rhein-Neckar (1984-2017) und im baden-württembergischen Landtag.

Als Landtagsabgeordneter seit 2006, parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion und stellvertretender Fraktionsvorsitzender gehörte er seit etlichen Jahren zu den Frontleuten und Gallionsfiguren der Grünen im Land. Zweimal, 2016 und 2021, zog er mit einem Direktmandat in den Stuttgarter Landtag ein. Bei der Landtagswahl 2021 zeugte das kreisweite Spitzenergebnis von 38,4% in Ladenburg von der großen Wertschätzung und dem Vertrauen, das Uli von vielen Bürger:innen entgegengebracht wurde. Sogar seine politischen Mitbewerber zogen tief den Hut vor dieser Beliebtheit, die er sich mit einem bedingungslosen Einsatz für die Menschen in seinem Wahlkreis erworben hatte.
"Wir werden Uli schmerzlich vermissen.", so Jürgen Frank für den Ortsvorstand der Grünen Ladenburg. "Sein Engagement, seine Empathie und seine Fähigkeit, die Hintergründe politischer Entscheidungen zu erklären sind unübertroffen. Wir haben Impulse, die er gesetzt hat, gerne lokal aufgegriffen. Er war für alle Anliegen jederzeit ansprechbar." Immer mit dem Blick auf das Machbare hat sich Uli unermüdlich für die grünen Ideen engagiert.

„Du warst ein Vorbild für uns alle – Uli, du fehlst uns.", würdigte Max Keller, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Ladenburger Gemeinderat einen Politiker, der stets auf Augenhöhe mit den Menschen in Kontakt war.

Viele Spuren seines Wirkens finden sich ebenfalls im Kreistag. Die Ladenburger Kreistagsabgeordnete Ulla Schmollinger sagte: "Uli hat uns durch seine profunde Sachkenntnis und sein Fachwissen viel Respekt im Kreistag verschafft und dafür gesorgt, dass wir gerade zu unseren Anfängen in den Achtzigern von den anderen Fraktionen überhaupt ernst genommen wurden. Er war für uns als Landtagsabgeordneter auch nach seinem Ausscheiden 2017 ein sehr wichtiger Ansprechpartner und Ratgeber."

"Uli hat so unglaublich viel für unsere Region, für unser Land und uns Grüne geleistet.", zeigte sich die Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner betroffen. „Auf Uli war immer Verlass, in guten wie in schlechten Zeiten. Politische Haltung auch in harten Auseinandersetzungen war sein Markenkern. Der Wille, Menschen zu überzeugen und einzubinden, die Demokratie zu stärken und zu schützen – das bleibt für uns der Auftrag, für den Uli so viel Kraft und Intelligenz gegeben hat.“, sagte die Bundestagsabgeordnete, die es auf den Punkt brachte, dass der Wahlkreis einen großartigen Politiker, einen wunderbaren Menschen sowie einen tollen Freund verloren hat.

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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