Mit dem gelben Band für Appetit

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Weinheim beteiligt sich an der bundesweiten Aktion der kostenlosen Ernte auf Streuobstwiesen

So schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe: Kostenlose gesunde Lebensmittel für alle, Landschafts- und Naturpflege, die Heimatverbundenheit wird gepflegt und Spaß macht es auch: wenn man ganz legal und ohne etwas zu bezahlen heimische Äpfel ernten kann.

In Weinheim ist das ab sofort möglich: Die Stadt beteiligt sich an der bundesweiten Aktion „Gelbes Band – hier darf geerntet werden“. Dabei dürfen die Bürgerinnen und Bürger Bäume und Sträucher auf dafür ausgewiesenen Feldern und Wiesen ernten (und natürlich das Obst aufsammeln, das schon auf dem Boden liegt). Roland Robra, der von der Stadt mit dem Projekt betraut ist, hat in den vergangenen Tagen die besagten Bäume mit einem gelben Band (aus Recycling-Material) gekennzeichnet. Das gelbe Band steht für guten Appetit mit bestem Gewissen.

Denn mit jedem geernteten oder aufgelesenen Apfel wird ein Nahrungsmittel gerettet. Das Obst würde faulen, denn Streuobstwiesen dieser Art sind nach den Kriterien der heutigen Landwirtschaft zumindest in der Region für Landwirte nicht wirtschaftlich. Dennoch werden sie aus Natur- und Umweltschutzgründen nach wie vor angepflanzt und gepflegt. Also sind die Früchte frei – es ist fast ein Schlaraffenland: Selbstbedienung!

Das Motto der Aktion heißt deshalb auch: „Deutschland rettet Lebensmittel“. In Weinheim handelt es sich um fünf Flächen, die sich für die Aktion eignen: In Lützelsachsen entlang der OEG-Schienen, zwischen Waidsee und dem Neubaugebiet „Allmendäcker“, im so genannten Kiesgraben (in Richtung Segelflugplatz), am Brunnweg (in Richtung Bertleinsbrücke), sowie die Bohäcker (in Sulzbach). Insgesamt stehen rund 150 Bäume bereit.

Die große und dichtbewachsene Obstwiese zwischen dem Waidsee und den Allmendäcker stellt mit fast 40 Bäumen ein großes Stück im Angebot dar. Roland Robra bindet die gelben Bändchen an die Bäume. Es summt und brummt um ihn herum. Die auf den Boden gefallenen Früchte sind ein Festmahl für Bienen und Wespen. „Die Vielfalt ist großartig“, freut sich der frühere Weinheimer Umweltberater, der nun im Ruhestand einige Projekte weiter betreut. Einige Apfelsorten künden schon rotbackig von ihrer Reife, andere sind noch fest und grasgrün. Eine Apfelernte in der unmanipulierten Natur zieht sich über mehrere Wochen. Rund ein Dutzend verschiedener Sorten bieten sich feil. In Lützelsachsen hatte Ortsvorsteherin Doris Falter die Aktion schon im vergangenen Jahr ins Leben gerufen.

Ein paar Hinweise, bittet Robra, sollten von den Erntern aber unbedingt beachtet werden. Selbstverständlich darf nur von den gekennzeichneten Bäumen geerntet werden; generell soll das Verhalten der Natur angepasst werden. Also: Behutsam mit den Bäumen umgehen, am besten mit dem Fahrrad anfahren oder zumindest nicht auf der Wiese parken, auf Gefahrenstellen achten und nur ernten, was in Reichweite hängt. Leitern würden eine Unfallgefahr darstellen, warnt der Öko-Experte. Und ganz wichtig: Nur so viel ernten, wie verzehrt (oder eingemacht) werden kann. Sonst würden ja doch wieder Lebensmittel verkommen.

Autor:

Die Redaktion aus Ladenburg

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