vielerorts - Literaturtage

Flaneure und Flaneusen: Mit dem frisch gekürten Ingeborg-Bachmann-Preisträger Tijan Sila geht es am 11. Juli zum Flanieren

Nachdem die Baden-Württembergischen Literaturtage beglückend und erfolgreich zu Ende gegangen sind, startet der Verein vielerorts - Literatur in Ladenburg sein weiterführendes Rahmenprogramm über den Sommer hinaus. Am Donnerstag, dem 11. Juli 2024, kommt Tijan Sila mit seinem Roman "Radio Sarajevo" zu Besuch. Der gerade am vergangenen Wochenende mit dem renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnete Tijan Sila macht sich in der Reihe "Flaneure & Flaneusen" zum Spaziergang und Gespräch mit dem Moderationsteam Carolin Callies und Kristin Wolz auf. Gemeinsam losgelaufen wird ab 19 Uhr - ein letztes Mal vom Popup-Literaturcafé aus.
„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs“ - heißt es im Roman "Radio Sarajevo". Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis? Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.
Tijan Sila, geboren 1981 in Sarajevo, kam 1994 als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg. 2017 erschien sein erster Roman "Tierchen Unlimited", 2018 folgte "Die Fahne der Wünsche", 2021 "Krach". Zuletzt erschien sein autobiografisches Buch Radio Sarajevo (2023) bei Hanser Berlin. Darüber hinaus veröffentlichte er Essays in der ZEIT, der TAZ und dem FREITAG. Tijan Sila lebt in Kaiserslautern.
Es können 50 Personen teilnehmen. Beginn ist 19 Uhr, Treffpunkt ist ab 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn am Popup-Literaturcafé, Hauptstraße 6 (direkt gegenüber der Stadtbibliothek). Die literarischen Spaziergänge dauern - je nach Veranstaltung - 60 bis 90 Minuten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erhalten dabei vor Ort einen Leih-Kopfhörer und können so dem Gespräch und der Lesung während des Spaziergangs folgen. Bei schlechtem Wetter finden sich trockene "Oasen".
Die Karte kostet 5 Euro, weitere 5 Euro sind als Spende willkommen. Kauf oder telefonische verbindliche Anmeldung möglich bei der Buchhandlung am Rathaus, Domhofgasse 3, 68526 Ladenburg, Telefon 06203 / 12111.

Ebenfalls am Donnerstag, dem 11. Juli, beginnt die Plakataktion "Der Freiheit eine Gasse" als Kooperation mit dem Literaturhaus Stuttgart.

„Wer in der liberalen Demokratie der Bundesrepublik eine politische Mehrheit erringt, der hat sehr viele Möglichkeiten. Wer sie erhalten will, muss also im demokratischen Wettstreit mitstreiten“, sagt die Professorin für Verfassungsrecht, Nora Markard. Freiheit ruft dabei als Grundbegriff der Demokratie das Spannungsverhältnis von Individuum und Gesellschaft auf. Dieses grundlegende Spannungsverhältnis auch zwischen literarischen und politischen Räumen nahm das Literaturhaus in Stuttgart zum Anlass, Autor:innen einzuladen, eigene literarische Gedanken in Form exklusiver Kurztexte zu verfassen. Diese Kurztexte wandern in Form großformatiger Plakate als Poesie, als Literatur in die Städte. Ab dem 12. Juli kleben und verteilen wir diese Plakate in Ladenburg. Bereits ab dem 11. Juli um 18 Uhr können Interessierte sich ein Plakat im Popup-Literaturcafé abholen, um es bei sich an eigenen Häusern, Wohnungen oder Garagentoren aufzuhängen. Die Aktion mündet in der Veranstaltung mit den Autor:innen Hamed Abboud, Dana von Suffrin und Martitn Piekar am 22. Oktober 2024 in der Kiste.