Erwin der Marktplatzspatz
Liebe Leserinnen und Leser, liewe Ladeberjer,
Ladeberg hat ja bekanntlich viele Bezeichnungen, die sich auf ihre Geschichte beziehen. Ladeberg ist aber auch Schulstadt und wir können froh sein, dass in unserem Städtl (fast) alle Schularten vorhanden sind. Dieser Vorteil ist unserer Stadt, lieb – aber auch teuer. Daher ist es gut, dass ein Gericht entschieden hat, dass sich Kommunen, die Schüler in die benachbarte Schulstadt schicken, an den Unterhaltungskosten der Bildungseinrichtungen beteiligen müssen. Gut so, finde ich, was die Bürgermeister vun Heddese, Neggahause oder Ilvese wohl anders beurteilen.
Weniger gut finde ich die ständige Unruhe in der Schullandschaft. Jetzt haben die Bildungspolitiker in „the Länd“ mal wieder eine neue Idee. Man will die Werkrealschule abschaffen. Ich kann nur sagen, was ihr in Stuttgart für einen Durcheinander in der Schulpolitik fabriziert, geht nicht mal mehr auf die berühmte Kuhhaut. Natürlich kapiere auch ich auch als nichtakademischer Spatz, dass Anpassungen erforderlich sind. Auf die Berufstätigkeit von Eltern muss reagiert werden und der Bau einer Schulmensa ist bestimmt kein Luxus. Aber muss man in kurzen Abständen gleich das ganze Schulsystem in Frage stellen. Weil jedes Bundesland sein eigenes Schulsüppchen kocht, haben wir inzwischen ein regelrechtes Chaos.
Es gibt in den Ländern die zwei- und dreigliedrigen Grundschulen, Sekundarschulen, Draußenschulen, Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen, Mittelschulen, Werkrealschulen und Realschulen, Gymnasien mit G8 und G9, Regionalschulen, Orientierungsschulen, Förderschulen und zahlreiche Privatschulen mit verschiedenen Bildungsschwerpunkten. Dies ist nur ein Auszug, der weit über 100 Schularten in Deutschland. Es wundert mich daher nicht, dass ihr bürokratieverliebten Deutschen ein wahres Schulchaos produziert, in dem man nicht mehr durchblickt. Auch wenn die Föderalismus-Fans nun aufschreien werden: Für mich ist klar, das Schulsystem muss in ganz Deutschland vereinheitlicht werden.
Warum man ein funktionierendes System abgeschafft hat, wissen wohl nur die Bildungsexperten, die für das Chaos verantwortlich sind. Es muss wieder eine Grundschule für alle geben und die Empfehlung für die weiterführende Schule müssen die Lehrer und nicht die Eltern verbindlich entscheiden.
Es sollte wieder eine Hauptschule geben, die nicht schlechtgeredet wird. Heute wundert man sich, dass die ehemalige „Lehrlings-Schmiede-Hauptschule“ keine Auszubildenden mehr hervorbringt. Das Handwerk schreit nach Nachwuchs, der früher fast ausschließlich aus der Hauptschule kam. Heute sind Lehrlinge – dies ist jedenfalls mein Gefühl – Menschen zweiter Klasse, wenn sie ehrenwerte Berufe wie zum Beispiel Maurer, Schreiner, Bäcker, Metzger, Friseur oder Pflegefachkraft ergreifen wollen. Umgekehrt muss es sein: Rollt jungen Menschen, die ihre Zukunft im Handwerk sehen, den roten Teppich aus, beendet die Akademikerschwemme und kehrt zum alten Hauptschulsystem zurück. Und führt wieder die klassische Mittelschule ein und natürlich muss auch das System Gymnasium für die wirklich cleveren Kerlchen bleiben, in dem in ganz Deutschland die gleichen Abiturbedingungen gelten.
Ich weiß, dies ist vielleicht nur eine Träumerei eines ungebildeten Spatzen. Aber träumen darf wohl erlaubt sein, meint. ...
Euer Erwin, der freche Ladeberjer Marktplatz-Spatz.
Autor:Die Redaktion aus Ladenburg |
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