Zum ersten, zum zweiten – und zum dritten: kostbare Standuhr des Kurfürsten ersteigert
Barockschloss Mannheim
Ein Auktions-Krimi am Mittwochmorgen: Dr. Uta Coburger, als Konservatorin zuständig für das Barockschloss Mannheim und seine Sammlungen, konnte bei einer hochkarätigen Auktion eine rare Kostbarkeit für das Schloss sichern. In einem Kölner Auktionshaus kam eine „hochbedeutende höfische Bodenstanduhr mit Glockenspielwerk“ zur Versteigerung. Das Besondere: Die Uhr aus dem 18. Jahrhundert stammt ganz sicher aus kurfürstlichem Besitz. Trotz hartnäckiger Mitbieter – die Uhr konnte für Schloss Mannheim gesichert werden.
Spektakuläre Neuerwerbung für Schloss Mannheim
Der Auktionskatalog schwelgt in Superlativen wie „meisterlicher Höhepunkt im Oeuvre des kurpfälzischen Hofuhrmachers Jacob Möllinger“ und weist die Uhr dem Mannheimer Hofebenisten Ferdinand Zeller zu. Wegen der hohen Qualität, so der Katalog, handelt es sich „um eine Auftragsarbeit für den Kurfürsten Karl Theodor“. Das eindrucksvolle Stück in perfekter Erhaltung war bekannt: Es war in den 1990er Jahren mit den Beständen der Markgrafensammlung zum Verkauf gekommen – und damals hatte ein Privatsammler zugegriffen. Jetzt stand die Uhr, um 1745 entstanden, wieder zum Verkauf. Diese seltene Gelegenheit wollten die Staatlichen Schlösser und Gärten auf keinen Fall verstreichen lassen.
Lupenreine Provenienz aus dem Schloss
Die Provenienz der Standuhr ist so lupenrein wie man es sich nur vorstellen kann: Nachgewiesen ist sie in der Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden und belegt im Inventar von Mannheim. „Es geschieht nicht oft, dass ein Stück dieser Qualität und von so eindeutiger Mannheimer Herkunft auf dem Kunstmarkt auftaucht“, erläutert Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Wir sind deshalb außerordentlich glücklich, dass wir damit die Sammlung im Barockschloss um ein weiteres signifikantes Stück erweitern können.“
Ein Carillon fürs Schloss
Fast 2,80 Meter hoch und mit kostbarer Marketerie aus unterschiedlichen Hölzern belegt, birgt die Bodenstanduhr eine rare Besonderheit: ein Spielwerk, funktionstüchtig bis heute. Das Glockenspiel oder Carillon mit vierzehn Glocken wird angesteuert über eine Walze – und es verfügt über ein Repertoire von insgesamt zwölf verschiedenen Melodien. Das Uhrwerk stammt von dem Uhrmacher Jacob Möllinger aus Neustadt, ein komplexes Achttagewerk mit wohlklingendem Viertelstundenschlag.
Zum ersten, zum zweiten, zum dritten: Zuschlag
Auch wegen der Coronasituation folgte Konservatorin Dr. Coburger der Kölner Auktion als Telefonbieterin von ihrem Büro aus. „Die Spannung war kaum auszuhalten“, berichtet sie, „und der Zuschlag war schließlich eine ungeheure Erleichterung – und ein Triumph!“ Bis zum Betrag von 130.000 € ging die Konkurrenz beim Gebot der Staatlichen Schlösser und Gärten mit, dann erst konnte der Auktionator den Zuschlag für Schloss Mannheim erteilen. Jetzt wird die kostbare Uhr von den Restauratoren der Staatlichen Schlösser und Gärten übernommen, die alles überprüfen, bevor die Bodenstanduhr des Kurfürsten nach Schloss Mannheim zurückkehren kann.
Bildnachweis
Service
Das Barockschloss Mannheim ist wie alle Monumente des Landes derzeit wegen der hohen Infektionszahlen der Corona-Pandemie mindestens bis zum 30. November geschlossen.
Autor:Die Redaktion aus Ladenburg |
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